Das Sterben und der Tod, öffentlicher und sichtbarer in vergangenen Zeiten wie auch in anderen Ländern, finden längst nur noch versteckt und den Sinnen kaum mehr faßbar statt, begleitet und organisiert von den beruflich damit Beschäftigten. Aus der noch recht jungen Form der Zeitungs-Todesanzeige als Mittel der Benachrichtigung wurde in der Neuzeit dann eine der letzten verbliebenen Möglichkeiten des Memento mori in aller Öffentlichkeit. Zumeist jedoch standardisiert aus dem Portfolio der Beerdigungsinstitute und somit der individuellen Existenz der Verstorbenen und Hinterbliebenen nahezu keinen Raum gebend.
Dies ist in den dreizehn vorliegenden Todesanzeigen anders. Schmerz ist sprachlich bewußt gestaltet. Und nicht nur Trauer, sondern auch Haß, Gleichgültigkeit oder Komik tauchen blitzartig auf, so daß Wesen und Geschichte des Toten ebenso wie das Verhältnis zu ihm für einen Augenblick erahnbar werden.
Mit celest-wandlungsfähiger Stimme und vielmals sprachähnlich eingesetztem Instrument dicht an diesen erstaunlichen Texten der Wirklichkeit, versuchen meine dreizehn Stücke, einer gewissen Skurrilität nicht abgeneigt, hinter die Kulissen des notwendigerweise nur Angedeuteten zu blicken, den Wortlaut sinnlich aufladend, die Emotion dahinter erkundend, Gesang und Saxophon ineinander aufgehen lassend. Die Imagination von Schicksalsfragmenten anderer kreist dabei unterschwellig letztlich immer um den eigenen Tod.