Mehr als eine dramatische Illustration
Erzählendes Musiktheater, das ist das, was ich an Alois Bröders Oper nach Nathaniel Hawthornes Erzählung The Wives of the DeadDie Frauen der Toten – als besondere Qualität rühmen möchte. Zugegeben, ich habe diese Oper schon auf der Bühne gesehen, aber die Musik wirkt auch ohne das Visuelle. Sie zeichnet zwar unheimliche, bedrückende Stimmungen nach, aber sie ist mehr als eine dramatische Illustration. Sie hat Struktur und Ziel, ist durchhörbar, oft kammermusikalisch, lyrisch, aber auch versehen mit dramatischen Höhepunkten. Tonale Rückbezüge im Zusammenspiel mit komplexen, klanglichen, differenten Schichtungen schaffen einen musikalischen Fluss, der jenseits des eigentlichen Textes gefangen nimmt. Die autonome Qualität dieser Musik des Komponisten aus Darmstadt lässt sie geeignet werden für das bloße Hören - auf CD beispielsweise.

Großer Erfolg am Theater Erfurt
Alois Bröders bemerkenswerte und bemerkenswert schöne erste Oper, die im Februar 2013 mit großem Erfolg am Theater Erfurt aus der Taufe gehoben wurde, erzählt die mysteriöse Geschichte zweier frisch vermählter Frauen, die ihre beiden Männer, die Brüder waren, verloren haben. Nach der strengen, trostlosen Trauerfeier im puritanischen Milieu sitzen die Witwen Mary und Margaret mit gegensätzlichem Temperament im gemeinsamen Haus und klagen um die Toten. In der Nacht erhalten beide, unabhängig voneinander, die Botschaft, daß der Ehemann lebe. Aus gegenseitiger Rücksicht behält jede der Ehefrauen die Nachricht für sich. Die Geschichte endet uneindeutig, es bleibt unklar, ob diese Nachricht nur erträumt war - oder nicht. Alois Bröder erzählt in seiner Oper die Geschichte zweimal. Die erste Version in englischer Sprache folgt Hawthornes Erzählung. Die zweite ebenfalls fast 45-minütige Version, teils in deutscher Sprache, präsentiert die Geschichte als Traum selbst. Die Szene der Trauergäste, die die erste Version eröffnet, ist in Version 2 vorletzte Station. Diese Traumszene endet mit Trauer in Dunkelheit, während die Brüder bzw. Ehemänner der Frauen in einem Sessel sitzend, anwesend sind. In diese Szene überblendet Alois Bröder einen chorischen Epilog, der die Abgründe menschlicher Wahrnehmung und Sorgen benennt. Das umfangreiche und sorgsam gestaltete Booklet dieser Doppel-CD mit der Aufnahme der Oper The Wives of the Dead in Erfurt gibt umfangreiche Auskunft über Hawthornes Erzählung, das von Alois Bröder selbst gestaltete Libretto und über Interpretationsansätze der Geschichte.

Hervorragende sängerische Leistungen
Neben der Oper selbst, diesem Werk, kann man immer wieder auch das Loblied auf die hohe Qualität unserer deutschen Opernbühnenlandschaft singen. Die Aufnahme zeigt nämlich beste Qualität, hervorragende sängerische Leistungen der Solisten und des wichtigen Chores sowie ein verlässliches und engagiertes Orchester des Erfurter Hauses unter der Leitung von Johannes Pell. Das Philharmonische Orchester Erfurt agiert hier übrigens teils mit Unterstützung der Thüringen Philharmonie Gotha.

Musikalischer Genuss
Alois Bröders Musik vermittelt schlüssig zwischen traditionellen Klängen und Formen einerseits und ihre avancierten Erweiterungen. Das Orchester glitzert und funkelt gelegentlich ohne den Eindruck von Aufputz zu erwecken. Selbstverständlich ist die Geschichte, die da erzählt wird schon dramatisch, hintergründig und zwingend genug, aber mittels der Musik gerät der Zuhörer in einen ganz eigenen Bann. Motive und Klangfolgen sind gut erinnerbar. Und was ist mit der vokalen Behandlung der Stimmen? Die Antwort fällt kurz aus: Der Komponist Alois Bröder hat auf Sanglichkeit gesetzt, was geflüsterte Passagen des Chores nicht ausschließt. Er vertraut der klassisch ausgebildeten Stimme. Ich höre in dieser Oper eine Traditionslinie heraus, die auf Benjamin Britten verweist. Alois Bröders The Wives of the DeadDie Frauen der Toten nach der Erzählung von Nathaniel Hawthorne. Ein starkes, vielschichtiges Stück Musiktheater und ein musikalischer Genuss – jenseits plakativ einfacher, kulinarischer Ansprüche.

Burkhard Egdorf
(CD-Tipp vom 21.8.2018 aus der Sendung SWR2 Cluster)

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Zwei Lesarten, zwei Sprachen, zwei Chöre, zwei Frauen, zwei Männer, zwei Boten, zwei Wahrheiten: Mehr Dualismus und Symmetrie kann man von einem Bühnenstück wohl kaum erwarten. Inhaltlich provoziert es schon der literarische Ideengeber Nathaniel Hawthorne, der mit The Wives of the Dead den Komponisten Alois Bröder zu einem doppelbödigen Gesamtkunstwerk inspiriert hat.
Das Libretto hat der 1961 geborene Komponist, dessen Schaffen bisher über 100 Werke umfasst, der mit The Wives of the Dead als Auftragswerk des Theaters Erfurt aber seine erste Oper vorgelegt hat, selbst eingerichtet. Er liefert zwei Versionen eines zwischen Wirklichkeit und Traum angesiedelten Stoffes, der es nicht als seine Hauptaufgabe betrachtet, eine eindeutige Wahrheit zu offenbaren. Der Unterschied liegt im Detail: Eine andere Aneinanderreihung fast gleicher Szenen, ein Personentausch sind vielleicht die offensichtlichsten Unterschiede. Auch wenn die Musik die beiden Abläufe sowohl im Vokalen als auch im orchestral Illustrierenden stilistisch und atmosphärisch verbindet, kommt es zu Umdeutungen.
Worum geht es? Mary und Margaret haben nach nur kurzer Ehezeit ihre Ehemänner, zwei Brüder, verloren. Die Witwen erhalten jedoch von zwei Boten in einer nächtlichen Szene nacheinander die Meldung, daß der jeweilige Ehemann doch überlebt hat. Beide verspüren zunächst den Impuls, die gute Nachricht der anderen sofort mitzuteilen. Doch ihre Rücksichtnahme auf die Trauer der Schwägerin hält sie davon ab.
Der Text gibt allen Anlass zum Grübeln. Einzelne Formulierungen sind so offen gehalten, daß sie zwei Interpretationen der erzählten Geschichte zulassen: Hat sich alles real so ereignet oder war alles nur geträumt? Die Wahrheit – sofern vorhanden – wird durch die Verschränkung mit Traumbildern und menschlicher Seelenschau zu einem undurchsichtigen Geflecht vernebelt.
Die Aufnahme, die im Booklet durch die komplette Textabbildung des Librettos mit Übersetzung der englischsprachigen Teile, Fotos der Bühnenaufführung in Erfurt (UA 2013) und einem aufschlussreichen Aufsatz von Dramaturg Berthold Warnecke ergänzt wird, macht das Erleben der Theaterproduktion als Ohrenstück durchaus plastisch.
Dazu trägt an erster Stelle die Qualität der Produktion bei, die nicht nur in musikalischer Hinsicht durch die Solisten und das fein getimte Philharmonische Orchester des Theaters Erfurt unter der Leitung von Johannes Pell überzeugt. Der Chor, der zunächst flüstert und später im schönsten Chorsatz fortfahren darf, die Sänger, die so weit vor dem Orchester positioniert sind, daß ihre Selbstgespräche, ihre Dialoge oder Einsichten sich fast greifbar vermitteln, oder das Orchester, das sich dramatisch verdichtend oder Raum gebend agiert, oftmals Orff'sche Kraft heraufbeschwört, strawinskyartig motorischen Grund liefert oder spätromantisch anmutend Ruhepunkte setzt: Das alles ist für den CD-Hörer bildhaft für Ohr und inneres Auge erlebbar.

Sabine Kreter
(Das Orchester, 11/2018)

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Im Zwielicht des Rätsels
Die Oper The Wives of the Dead des Darmstädter Komponisten Alois Bröder entwickelt auch auf CD ein irritierendes Spiel von Traum und Wirklichkeit

DARMSTADT/ERFURT - Die Geschichte gibt eine Menge Rätsel auf. Zwei Brüder kommen ums Leben, und in der Nacht danach haben die frisch verheirateten, trauernden Frauen seltsame Begegnungen. Mary erfährt, daß ihr Mann noch lebt, aber sie verschweigt es der Freundin, um deren Schmerz nicht zu vergrößern. Wenig später in derselben Nacht erhält Margaret ebenfalls die Botschaft, daß ihr Mann noch am Leben sei. Aber auch sie wagt es nicht, das Glück mit der Gefährtin zu teilen. In der Trauer waren sie vereint, das unverhoffte Glück entzweit sie.
Aber was ist Traum, was Wirklichkeit? Das lässt die schauerromantische Erzählung "Die Frauen der Toten" absichtsvoll offen. Es war ein wenig bekanntes Werk des amerikanischen Autors Nathaniel Hawthorne (1804–1864), das der Darmstädter Komponist Alois Bröder als Vorlage seiner ersten Oper wählte, The Wives of the Dead wurde 2013 in Erfurt uraufgeführt.
Wie raffiniert Bröder das Zwielicht von Traum und Wirklichkeit in Szene setzte, belegt der Mitschnitt einer Erfurter Vorstellung, der als Doppel-CD erschienen ist. Bröder schrieb selbst das äußerst sparsame Libretto, das viel Raum lässt für die musikalische Erzählung. Und er erzählte die Geschichte in zwei Versionen: Nach der Pause bekommt der Hörer sie gleich noch einmal serviert. Aber Bröder ist klug genug, die beiden Fassungen nicht einfach zuzuordnen und einmal den Traum, dann die Wirklichkeit zu präsentieren. Im Gegenteil legt er die beiden Teile auf irritierende Weise übereinander, und die Musik ist einprägsam genug, Wiederholung und Variation erkennbar werden zu lassen. Das beginnt schon beim Flüsterchor, der in der Einführung die Erzählerrolle übernimmt – erst sind es Männer-, dann Frauenstimmen, erst ist das Libretto englisch, dann wird die deutsche Übersetzung gesungen.
Bröder bietet keine einfache Auflösung, sondern zieht in das Rätsel hinein, findet eine musikalische Form für den Zweifel an der Realität. Dabei setzt er den großen Orchesterapparat in kammermusikalischer Differenzierung ein, spielt mit den Gruselklängen tremolierender Streicher, um die schaurige Atmosphäre zu erzeugen. Es ist eine sehr eigenständige, sinnliche Klangsprache, die sich dem Hörer unmittelbar öffnet; man muss gar nicht dem Text nachjagen, um den Stimmungsgehalt einzelner Szenen zu erfassen. Bröder schreibt plastische Theatermusik, deren Beredtheit eine Herausforderung ist an Regisseure, die mit ihren Bildern das Klangereignis nicht verdoppeln wollen.
Der Mitschnitt aus der Erfurter Oper, die sich unter dem Intendanten Guy Montavon seit vielen Jahren fürs zeitgenössische Repertoire einsetzt, dokumentiert zugleich die Leistungsfähigkeit eines mittelgroßen Stadt- und Landestheaters. An Präzision und Plastizität bleibt diese Realisierung unter Leitung des Dirigenten Johannes Pell den Möglichkeiten der Partitur nichts schuldig; besonders eindrucksvoll sind die Frauenpartien besetzt mit Marisca Mulder (Mary) und Mireille Lebel (Margaret).

Johannes Breckner
(Darmstädter Echo, 4.1.2019)

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Die erste Oper des Trojahn-Schülers Alois Bröder (Jahrgang 1961) wurde vom Theater Erfurt 2013 erfolgreich uraufgeführt. Nun liegt der Mitschnitt des Deutschlandradios auf zwei CDs vor. Als Stoff wählte Bröder eine Erzählung des amerikanischen Romantikers Nathaniel Hawthorne, der in der Neuen Welt schon etliche Opernvorlagen lieferte. Zwei Schwestern, die Brüder geheiratet haben und gemeinsam unter einem Dach leben, erfahren vom Tod ihrer Ehemänner. Aus dem letzten Satz der Erzählung ("Plötzlich erwachte sie"; aber auf welche der beiden Schwestern sich das "sie" bezieht, bleibt offen) zog Bröder die Konsequenz, die Geschichte zweimal zu erzählen, in jeweils dreiviertelstündigen Einaktern; denn falls Mary erwacht, bedeutet das etwas anderes, als wenn Margaret erwacht. Beide sind eingeschlafen in dem Wissen, daß ihr Mann gestorben ist, beide werden geweckt von einem Boten, der berichtet, der jeweilige Mann habe überlebt. In der zweiten Version, deren zentrale Szenen deutsch gesungen werden, ist es jeweils der Schwager, der die Frau weckt – war da etwas über Kreuz?
Obwohl für großes Orchester mit Chor geschrieben, steht Bröders Oper in der Tradition von Rihms psychologischer Kammeroper "Lenz" nach Georg Büchner. Johannes Pell gelingt es, mit den Erfurter Philharmonikern eine intime, schwebende Atmosphäre irritierender Klanggespinste zu erzeugen. Eine große unerfüllte Sehnsucht tritt an die Stelle dessen, was bei Hawthorne die unterdrückte Sexualität der Puritaner war. Während Marwan Shamiyeh und Florian Götz ihre Botenberichte vortragen wie Gespenster, offenbaren Marisca Mulder und Mireille Lebel die Nöte und Hoffnungen der beiden Frauen mit großer stimmlicher Leidenschaft. Männer- und Frauenchor bedrängen die beiden Leidenden mit Bibelsprüchen; auf Englisch, wie der Grundtext der Oper.

(Musik **** Klang ****)

Bernd Feuchtner
(FONO FORUM 7/2018)

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Neu geboren
Die Oper Erfurt pflegt seit Beginn der Intendanz von Guy Montavon das zeitgenössische Musiktheater und setzt jedes Jahr eine Uraufführung auf den Spielplan. Im Februar 2013 war es The Wives of the Dead ( Die Frauen der Toten) von Alois Bröder. Als Vorlage für seinen Bühnenerstling diente dem 1961 geborenen Komponisten eine Erzählung von Nathanael Hawthorne, dem Autor des amerikanischen Romanklassikers "The Scarlett Letter". Sie handelt von zwei Schwägerinnen, die kurz nach der Hochzeit vom Tod ihrer Ehemänner erfahren. Als sie nacheinander die Nachricht erhalten, daß diese doch am Leben seien, behalten sie die frohe Kunde aus Rücksicht auf die Trauer der anderen für sich. Am Ende bleibt offen, ob die Frauen nur geträumt haben. Bröder lässt das Seelendrama in zwei jeweils 45-minütigen Versionen ablaufen, deren Perspektivwechsel durch das erst englisch-, dann deutschsprachige Libretto unterstrichen wird. Die Musik bewegt sich vorwiegend in tonalen Gefilden. Die Gesangspartien sind ausgesprochen kantabel, das Orchester liefert dazu eine atmosphärisch-suggestive Grundierung mit dezenten Akzenten durch naturalistische Geräusche und elektronische Einsprengsel. Der von Johannes Pell prägnant geleitete Live-Mitschnitt der Erfurter Uraufführung, deren szenische Realisierung viel Anerkennung erhielt, überzeugt auch rein akustisch. Marisca Mulder und Mireille Lebel, die das homogene Ensemble anführen, verleihen ihren Partien expressive Klangsinnlichkeit. Der Chor, präzis von Andreas Ketelhut einstudiert, meistert die geforderte vokale Vielschichtigkeit famos und trägt ebenso zum positiven Eindruck bei, wie das differenziert spielende Erfurter Orchester.

Karin Coper
(Orpheus 3/2018
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Die Uraufführung einer Oper pro Spielzeit ist für so manch ein Opernhaus eine gute Tradition geworden. Die Premiere findet in der Regel ein lebhaftes Echo, da die Presse geladen ist; dann aber wird das Werk einige Male vor fast leerem Haus gespielt und verschwindet oft gänzlich in der Versenkung. Bei dem 1961 in Darmstadt geborenen Alois Bröder aber ist das erfreulicherweise anders. Der Uraufführung seines Opernerstlings The Wives of the Dead am 2. Februar 2013 im Großen Haus des Theaters Erfurt folgte schon 2017 "Unverhofftes Wiedersehen" in Würzburg, und jetzt ist der Erfurter Livemitschnitt von The Wives of the Dead sogar auf zwei CDs erschienen.
Die auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Nathaniel Hawthorne basierende Oper, deren Libretto der Komponist selbst eingerichtet hat, spielt im Amerika des 19. Jahrhunderts. Mary und Margaret, zwei zusammen in einem Haus lebende junge Frauen, haben die traurige Nachricht erhalten, daß ihre Ehemänner tot sind. Der eine ist zur See umgekommen, der andere zu Lande, bei kriegerischen Auseinandersetzungen. Als die Trauergesellschaft das Haus verlassen hat, gehen die beiden Frauen zu Bett. In der Nacht erhält erst die eine, dann die andere Frau die frohe Botschaft, daß ihr Mann noch lebt. Beide aber müssen weiterhin davon ausgehen, daß der Mann der jeweils anderen tot ist. Deswegen wagen sie nicht, die andere zu wecken, um deren Schmerz durch ihr eigenes Glück nicht zu vergrößern. Am Schluß bleibt offen, ob beide Frauen geträumt haben, ob sie von ihren sexuellen Wünschen geleitet worden sind, ob die Männer wirklich tot sind oder eben doch zurückkommen werden. Diese Unklarheiten sind gewollt und haben ein Vorbild in Benjamin Brittens "Turn of the Screw".
Bröder rollt einen prachtvollen Klangteppich aus, den die raffinierte Verwendung von tiefen Streichern, Celesta, Harfe, Flöte und Posaunen geheimnisvoll erscheinen lassen. Man muß schon sehr genau hinhören, um die Schönheiten der Partitur zu entdecken. Unter der Leitung von Johannes Pell spielt das Philharmonische Orchester Erfurt hochkonzentriert und einfühlsam, was der Partitur Spannung und Poesie zu gleichen Anteilen verleiht.
Die milde und fromme Mary findet in der Sopranistin Marisca Mulder eine sympathische Interpretin, während die leidenschaftlichere Margaret von der Mezzosopranistin Mireille Lebel vorzüglich porträtiert wird. Der Tenor Marwan Shamiyeh kann als Margarets Mann bzw. als Stephen überzeugen, und der Bariton Florian Götz ist in der Rolle von Marys Mann bzw. Parker ausgezeichnet. Es wird sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache gesungen.

Jürgen Gahre
(Opernglas 12/2018)

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Moderne Opernkomponisten haben ein Problem: Selten werden ihre Kompositionen mehr als ein, zwei Mal aufgeführt, ehe sie wieder in der Schublade verschwinden. Da kann man von Glück reden, wenn die Aufführung aufgezeichnet wurde. So wie Alois Bröders „The Wives of the Dead“. Das gut anderthalbstündige Werk ist als Doppelalbum erhältlich: Eine Schauergeschichte, in die man ruhig mal reinhören sollte.

Michael Zerban
(O-Ton 2/2019)

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Las esposas de los muertoses un relato temprano de Nathaniel Hawthorne (1804-1864), el trascendentalista que evocó mucho más tarde su paisano Charles Ives en la Sonata ‘Concord’. Es un cuento muy breve, pero no fugaz, y sí muy denso por lo que evoca, por la fuerza de lo sugerente y la ambigüedad que queda al terminar. Dos mujeres jóvenes casadas con dos hermanos creen haber enviudado, un marido ha muerto en la guerra y otro en el mar; pero reciben sucesivamente la noticia de que no han muerto, que fue una confusión. Una y otra se ocultan la buena noticia para no hacerla sufrir más aún. El final es lo bastante ambiguo y se encierra en dos palabras: “She awoke” (Ella despertó).Depende de cuál de las dos despertara para que la historia fuera una sucesión onírica o una secuencia real.

Las notas interiores invocan al especialista alemán en literatura estadounidense Hans-Joachim Lang, para el que las soluciones a piezas así son o simbolistas o ingenuas (naïves); solo la segunda es optimista, y por eso goza de mayor predicamento. Según esta solución, podemos suponer nosotros, los jóvenes esposos se han salvado (y nosotros con ellos) y las ‘viudas’ se contarán su secreto. Por eso, el compositor, Alois Bröder, se plantea dos versiones de la misma ópera, con idéntico decorado y los mismos personajes, para hacer frente a esas posibles alternativas. Pero un relato que leemos no se ve, uno lo imagina como lector y lo imaginado ya es polivalente por sí. La cuestión es: Alois Bröder, con su libreto y, sobre todo, con la magia y sugestión de su música, ¿no plantea una historia de fantasmas, un relato que roza lo fantástico o una secuencia cuya riqueza radica en el significado múltiple o al menos no definido? Invoquemos de nuevo el nombre de Henry James, y no en vano.

El lenguaje sonoro de Bröder para estas obras usa de motivos o acordes tonales, indistintamente, cromatismos, procedimientos tardorrománticos, pero con un envolvente moderno en el que el minimal hace su aparición sin insistencias, solo con el poder de lo sugerido. El enigma ha de resolverse; en el misterio, tenemos que iniciarnos. El enigma es terreno, el misterio es trascendente. ¿Qué hay de ambos en relatos como el de Hawthorne? Una respuesta es la de Bröder en esta ópera que consiste en dos óperas de algo más de cuarenta minutos cada una. Porque es una respuesta que se ramifica. Lo unívoco es ajeno a Bröder, más aún que a Hawthorne. Bröder se sirve de una tradición enorme de música incidental, lírico-dramática e incluso cinematográfica para conseguir su síntesis, que no es heteróclita ni ecléctica; sino múltiple. El relato permanece, se añaden intentos de asesinato y suicidios; pero se potencia el clima, y ese clima es a ratos inquietante, a veces emotivo. Siempre austero, sin permitirse elocuencias, con una vocalidad justa, que comparte protagonismo con el color del conjunto o con el instrumento o par de instrumentos que se asignan a un acompañamiento o una descripción concretas.

Un pequeño equipo vocal de muy buen nivel y un conjunto limitado garantizan la doble ópera en su desarrollo, tal como debió de verse en Erfurt hace seis años. Creación de la atmósfera por el conjunto de Johannes Pell, orquesta con paisaje sonoro en amplios valores que sirven como alfombra-cortina-suelo musical, voces expresivas e incluso bellas de las dos protagonistas (Marisca Mulder, soprano; Mireille Lebel, mezzo) y los dos fantasmales esposos (no existentes en el relato) y los asistentes al oficio funerario. Belleza que se quiere limitada, sugerencia que se pretende fundamental, situación dramática con alternativas; el jardín de la ópera que se bifurca.

Santiago Martín Bermúdez
(Scherzo, Revista de Música, march 2019, No. 349)

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