I. Porträt eines Kindes
Wie viel
durch diese sehr offenen Augen
noch durchmuß
an Menschen, Bildern
und Schrecken,
an Tränen und Garben
von Licht
Jetzt spiegeln sie,
zwischen Fristen von Schlaf, von außen und innen
den Himmel.
II. Morgenlied
Ein Lob
der Nacht
aufgeschlagen
Augen Schultern Hände
und Schoß
Fingerkuppen-
wirbel um Flanken Spitzen
Flächen und Beugen
vom Augen-
lustwasser durchnäßte
hellrote Küsten Körper
aus Lachen von
Weiß
Wiesen von
Asphodel bare Schatten aus Duft
die der geschächtete Traum
färbt
Mund über Gärten über
ins Morgengrauen wehende
Flocken
III. Freiheit
schwarz
wo sie sich
öffnet
geh
komm doch
geh
sie wartet
vielleicht ist sie
schön
maßlos weglos tonlos
gelassenes
Schweigen
Tor
stummes
stummer.
IV. Stummes
Haut
die aufbricht
Gesten
die von Gelenken
hängen
und
das entsetzliche
Rascheln
der samenlosen
Schoten
auf der Terrasse.
V. Ewigkeit
Einmal
wird dein Atem
wieder Wind
und wir müssen
durch die Luft
auf unseren
Worten.
Also bleib
noch einen Tag
und sprich.
Textquellen:
Nr.I, IV und V aus: Richard Exner "Gedichte 1953-1991", Stuttgart 1994
Nr.II und III aus: Richard Exner "Aus Lettern ein Floß", München 1985