I.
Wintermüdes Herz,
sieh doch, der Regen
wird wieder zärtlicher.
Der Mandelbaum blüht;
blauer Frühling schmilzt
mein Wintergemüt
und Herzringe aus Eis
zu reinem Blütenweiß.
Magnolien blühen
ein Frühlingsfeuer
in unsere Augäpfel.
Träume beschriften den Tag.
Kastanien fordern die Blitze
vom gewitterschweren Himmel.
Wind bläst in die Nasenlöcher
und vertreibt Philosophien
aus dem Gehirn und
Schlagzeilen aus Jackentaschen.
Regen wäscht das Haar.
Donner putzt die Ohren,
Lichtbögen reinigen die Augen.
Gewitterfront. Wir halten
die Hände über den Kopf.
III.
Nun endlich
Duftlila der Flieder,
kerzenweiß die
Kastanienblüten.
Im Himmelblau
treiben die Mauersegler
imaginäre Bälle.
Die Zeit des Briefeschreibens
ist vorbei. Sommerreif
schüren Mohnblumen die Umarmungen
und sieben Himmel
schauen pausbäckig zu.
Die Weiden schütten
gelbe Kaskaden in den Teich,
die hitzelangen Beine der Frauen
wiegen sich zwischen Hecken
und schnäbelnden Tauben.
Augen tränten den Winter aus.
IV.
Drogenduft der Rosen
täuscht Sinnen vor,
Liebe und Purpurrot
wären Ewigkeiten,
unter Fingern
zerblätternd, lösen sie
Vergänglichkeiten
ahnenden Schmerz.
Klaviere frieren,
sie lassen schwarze Tasten aus.
Wind geht über sie
und löst Blatt für Blatt
Partituren blätternd
Bäume auf in Nebelsynkopen.
Rhythmen der Schlagwerke
tropfen wie Reste Licht
von Wolkenlücke zu Wolkenlücke.
Ausgeswingt schlurft die Nacht
auf Wasserpantoffeln ums Haus.
Jam Session zum Sommerende.
Regenjazz.
V.
Scarlattiblau
schwirren die Flügel der Saiten.
Bergauf
schlagen sie Akkorde
in die Routen
der Reiseflüge.
Gen Italien, der Ruf
des Taugenichts
als verdiroter Tenorgesang;
Mohnblütenmelodie.
Alpenüberquerend zittert
rossinisilbernes Olivenlaub
in unsere Südgelüste.
Fritz Deppert