I.
Wintermüdes Herz,
sieh doch, der Regen
wird wieder zärtlicher.

Der Mandelbaum blüht;
blauer Frühling schmilzt
mein Wintergemüt
und Herzringe aus Eis
zu reinem Blütenweiß.

Magnolien blühen
ein Frühlingsfeuer
in unsere Augäpfel.
Träume beschriften den Tag.

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II.
Hitze wie Rauch
blau aufsteigend in Wäldern;
Hundsrosen welken.
Ermattet liegen
Tier und Mensch im Schatten.
Krähen fliegen donnergeil
gegen Wolkentürme.

Kastanien fordern Blitze
vom gewitterschweren Himmel.
Regen wäscht das Haar.
Donner putzt die Ohren,
Lichtbögen reinigen die Augen.
Gewitterfront. Wir halten
die Hände über den Kopf.

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III.
Nun endlich
Duftlila der Flieder,
kerzenweiß die
Kastanienblüten.
Im Himmelblau
treiben die Mauersegler
imaginäre Bälle.

Die Zeit des Briefeschreibens
ist vorbei. Sommerreif
schüren Mohnblumen die Umarmungen
und sieben Himmel
schauen pausbäckig zu.

Die Weiden schütten
gelbe Kaskaden in den Teich,
die hitzelangen Beine der Frauen
wiegen sich zwischen Hecken
und schnäbelnden Tauben.
Augen tränten den Winter aus.

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IV.
Drogenduft der Rosen
täuscht Sinnen vor,
Liebe und Purpurrot
wären Ewigkeiten,
unter Fingern
zerblätternd, lösen sie
Vergänglichkeiten
ahnenden Schmerz.


Fritz Deppert

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