Vingt Moments für Orchester besteht aus zwanzig musikalischen Miniaturen, die verschiedensten Strukturvorgaben folgen. Darunter sind Klangflächen, Einzeltöne, rhythmische Gestalten – aber eben im Kleinformat und damit "vereinzelt", nicht zufällig umfasst keiner dieser "Moments" mehr als ein Notenblatt. Nun erklingen diese musikalischen Mini-Klangstationen als eine Art zwanzigsätziges Werk, also im notierten Nacheinander, das der Komponist allerdings explizit nicht als Voraussetzung der Interpretation des Werkes ansieht. Bröder spielt mit dem in der zeitgenössischen Musik längst nicht mehr eindeutigen Werk-Begriff, indem er die Frage eines das Einzelwerk betreffenden Zusammenhangs zwar stellt, ihre Antwort aber offen läßt. Sollen diese kurzen Ausschnitte der Phantasie als solche von zwanzig längeren Werken wirken? Oder ist es der Experimentcharakter der Kürze, der hier ausgetestet werden und im "Zusammenklingen des Nichtzusammengehörenden" gipfeln soll? Wahrscheinlich möchte der Komponist vor allem das musiko-"logische" Analysieren und Denken aufbrechen – ein Plädoyer für assoziatives Hören also.

Insa Bernds (Programmtext zu den Aufführungen der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, September 2006)