Beschäftigung mit Vergangenem bedeutet nicht notwendigerweise Nostalgie oder Konservatismus. Dem wäre nur dann so, betrachtete man Tradition und Fortschritt als Gegensatzpaar, sähe man im Vergangenen nur das Sedimentierte und nicht auch das Potential, interpretierte man die Geschichte der Musik (und jegliche Geschichte?) als einlinigen Fortschritt, als eine systematische Entwicklung von Niederem zu Höherem, also als Pfeil, und nicht als Netz, das Ideen, Materialien, Archetypen über die Jahrhunderte miteinander verknüpft.
Sept Variations arbeitet mit Elementen, Momenten, Materialien von sieben Kompositionen der Vergangenheit (Schumann, Janáček, Debussy, Schumann, Schubert, Mahler, Schumann), deren Auswahl sich einzig darin begründet, daß sie mir zum Zeitpunkt des Komponierens nahe waren, mich verfolgten.
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Im wörtlichen Sinn von "Variation" "veränderte" ich mittels sieben verschiedener Verfahrensweisen Gegebenes: setzte kontrastierend Eigenes dagegen (I), interpretierte, Zeit dehnend, Harmonisches neu (II), verwandelte Nacheinander in Simultaneität (III), isolierte Rhythmisches (IV), setzte ein überdimensionales Vergrößerungsglas an (V), separierte Töne und verschmolz sie zu Klangflächen (VI), verfremdete einen harmonischen Körper (VII).
Demgemäß sind die Originale in verschiedenen Graden und Ausmaßen erkennbar, leuchten dann kurz auf wie wiedergefundene Juwelen, womöglich nun tiefer erlebbar, sind somit keine Zitate, sondern zu sich selbst gekommene Augenblicke, entstiegen einem fremden Zusammenhang, der ihre Gegenständlichkeit versteckte und verwischte.