Der bis in die Antike zurückreichende, von der Literatur geprägte Begriff der Rhapsodie wird lange schon eher pejorativ gebraucht, trotzdem zum Teil wunderbare Kompositionen dieses Titels existieren. Jedoch scheint diese Bezeichnung längst schon auf andere Art besetzt werden zu können, sind feste, vorgefundene, gattungshafte Formen doch bereits seit langem verschwunden und entsteht bei jeder neuen Komposition auch die Form individuell neu.
Inwiefern kann musikalische Form frei oder gebunden sein? In welchem Maß benötigt das Un-gebundene das Konstruktive? Wie sehr gehen Formteile motivisch, energetisch, gestisch auseinander hervor oder stehen sich gegenüber? Wann schlägt Freiheit in Beliebigkeit, wann Gebundenheit in Starre um? Und inwieweit schafft der Hörende formale Zusammenhänge in und aus sich selbst? Vollendung versus Unmittelbarkeit, Verfestigung versus Spontaneität, Systematik versus Assoziation.
In Rapsodia erscheint beim Durchschreiten verschiedener Ausdruckscharaktere Zerbrechliches, kaum Wahrnehmbares neben expressiv aus sich Heraustretendem. Gestalten, die neu kontextuiert das Stück durchziehen und auf der Suche nach instrumentalen Annäherungen sind. Das Tastende, nur allmählich in Gang kommende des Beginns in Korrespondenz zum quasi experimentierenden, neu verknüpfenden Erinnerungsfeld, kurz vor einem Schluß, der dann alles vormalige Suchen beenden will: ein Strom, in den etliche Bäche eingeflossen sind, ein Barde, der ans Ende seines Erzählens gelangt ist.