Rainer Maria Rilkes (1875 - 1926) Texte sind (eine Binsenweisheit?) selbst schon Musik, und, wie Musik, vermögen sie Unsagbares zu sagen, in einer Sprache, die, einfach und komplex zugleich, in äußerster Verfeinerung an unser Innerstes rührt.
Obwohl bereits zahllose "Vertonungen" Rilkescher Texte existieren, hatte ich bislang nicht gewagt, mich mit ihnen kompositorisch zu verbinden, zweifelnd, was man seinen Texten, ohne sie zu verkleinern, hinzuzufügen vermöchte, das Risiko fürchtend, Adäquates nicht hervorbringen zu können, garantiert große Dichtung doch niemals das Entstehen einer gleichwertigen Musik.
Möglich erschien es mir, indem ich zu Stückbeginn die Artikulation von Sprache überhaupt erst gewann, um sie am Ende allein und bloß übrig zu lassen; indem ich wenige und vor allem kurze Texte auswählte, die weniger interpretierend zu deklamieren als vielmehr hörbar zu machen, gewissermaßen auszustellen sind, strömen und entstehend lassend quasi von Innen heraus.
So agiert die Mezzosopranistin überwiegend leise, verhalten eindringlich und ohne Vibrato innerhalb eines jeweils spezifischen Piano-Klangraums, der sich daraufhin dynamisiert, aus sich herausgeht, prozeßhaft wird und gleichzeitig überleitet in eine neue klangliche Situation. Überzogen wird das Ganze schließlich mit einem Netz von Motiven, die, vielfältig ineinander verschränkt, sich im Laufe des zeitlichen sich Ereignens mit Bedeutung aufladen und so im Eigenen womöglich die Textaura widerspiegeln.

Nach oben