"Isolde mit den weißen Händen" (Îsôt als blansche mains) ist eine Figur, die am Ende von Gottfried von Straßburgs "Tristan" auftritt. Es ist die andere Isolde, die, die im Wagnerstück nicht erscheint, die, die Verwirrung stiftet nach Tristans Trennung von der Isolde König Markes.
"...wie bin ich von diesem Namen verwirrt! Er vermischt Wahrheit und Lüge in meinem Verstand und in meinen Augen. Er bringt eine sonderbare Not in mir hervor: Îsôt lacht und scherzt mit mir dauernd in meinen Ohren, und ich weiß doch nicht, wo Îsôt ist. Mein Auge, das Îsôt sieht, das sieht Îsôt nicht: Îsôt ist fern von mir und ist bei mir: ich fürchte, ich bin wieder von Îsôt verzaubert, nun zum zweitenmal...". Ein neues Drama beginnt, das Gefüge kompliziert sich.
Mein Orchesterstück versteht sich als Reflex dieser Verwirrung. Extreme Kontraste stehen sich gegenüber. Das Wagnerstück erscheint zweimal als Quasizitat und reicht auch sonst, indem die Instrumente immerzu einen Sog nach oben verspüren, in meine Komposition hinüber. Vielleicht – ein wildes Scherzo, vielleicht – ein Frauenchor als die Stimmen der Isolden. Am Ende tut sich ein Krater auf (oder ist es eine weite Landschaft?).

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