In einem vierteiligen Liederzyklus durchwandern vier Komponisten elementare Aspekte des Lebens und Überlebens - Spielerisches, Ernstes, Verlorenes, Absurditäten - im großen Spannungsfeld der kleinsten Kunstform: dem klassischen Kunstlied. (Sabine Bergk)
Innerhalb der den vier Elementen zugeordneten vier Großzyklen geht es in dem meinigen um das Feuer. Und werden in "Wasser", "Luft" und "Erde" Sopran, Mezzosopran oder Baß eingesetzt, singen in Feuer: Brandstellen zwei Baritone, jeweils begleitet von einem anderen Pianisten.
Die 100 Lieder meiner Komposition sind wiederum untergliedert in 10 Zyklen zu je 10 Liedern, wobei sich in der Besetzung die Paare Bariton 1/Pianist 1 und Bariton 2/Pianist 2 mit jedem neuen Zyklus abwechseln. Bei jedem 10. Stück findet dabei eine Art Staffelübergabe statt, indem sich Gesangsduett und Klavier vierhändig zusammenfinden und 10 Varianten einer nahezu archaisch anmutenden 'Staffelmusik' zum Erklingen bringen. Die übrigen Lieder hingegen verwenden immer wieder neue Materialien, sind zumeist weniger ausladend als knapp-konzentriert und unternehmen es die 90 Texte klanglich aufzuladen, ihnen zu folgen, aber auch Widerpart zu geben.
Eine etwa drei Stunden währende Aufführung dieses Liedmarathons wird nach dem 50. Lied von einer ausführlichen Pause unterbrochen. Davor und danach spielt sich diese kleinste musikalische Form als hundertgliedriges Mosaik, als Parforceritt innerhalb einer quasi opernhaft großen ab. Das nach Innen zielende Lied findet nun im Rahmen eines gestalteten Bühnenganzen und unter Verwendung eines jeder Zehnergruppe zugeordneten, interpunktierenden, färbenden und theatralisierenden Schlaginstrumentes seine Erweiterung ins Außen.
In den Liedern liegt der Gedanke der Wanderung durch die vier Elemente als Seelenwanderung. Es sind jedoch auch Formspiele, Versuche, aus dem Käfig zu blicken. Und sie sind Zeugnisse einer Befreiung in Lust und Vielfalt. Im Grunde sind es Nachtwanderungen durch eine schwarze Zeit, die den brennenden Füßen aufhelfen, Versuche, aus dem Elementaren ins Leichte hinüberzugehen: Brücken, die sich miteinander verbinden über verbranntem Land. (Sabine Bergk)