In Giuseppe Verdis "Rigoletto" von 1851 ist die Arie des Herzogs "La donna è mobile" von herausragender Bedeutung: ausgerechnet dieser Gassenhauer markiert den zentralen dramatischen Ort der Oper, ausgerechnet das Leichte und Flatterhafte seines Erklingens signalisiert die Katastrophe. Doch nicht nur die Arie als Ganzes, auch schon ihre erste Textzeile ist mehrdeutig, da "mobile" nicht präzise zu fassen ist (beweglich, labil, anpassungsfähig, schillernd, unbeständig, launisch, unberechenbar, wankelmütig, flexibel oder unstet?).
Dadurch, daß in meinem Hörstück La Donna monothematisch dieser Terminus und kein anderer sonst immer wieder aufs Neue artikuliert wird, wird er selbst beweglich, schwankend, sprunghaft, rastlos, fluktuierend, trügerisch (!) und verwandelt sich somit in ein vieldeutiges Klangmaterial. Dieses verschmilzt mit Bruchstücken des äußerst populär gewordenen Gassenhauers selbst, mit aus ihm entwickelten instrumentalen Verläufen (die zeitliche Dehnung der Verdischen Harmonisierung generiert deren neue Qualität!), mit Naturlauten (deren Weite und gleichzeitige Geborgenheit!) und Zug- und Bahnhofsgeräuschen (deren Erotik, Dynamik und gleichzeitige Bedrohlichkeit!) zu einem Neuen, in dem sich musikalische und alltägliche Klanglichkeiten wechselseitig beleuchtend durchdringen und das sattsam Bekannte fremdartig vor unser Ohr tritt.
La Donna dauert etwa 27 Minuten und ist siebenteilig angelegt: