Typische Besetzungen vergangener Zeiten wieder neu zu verwenden, hat seinen eigenen Reiz. Dies gilt nicht zuletzt für das heute eher ungewöhnliche Instrumentarium von Flöte-Viola-Gitarre, für welches im 18. Jahrhundert und vor allem im Biedermeier eine erstaunliche Vielzahl von Stücken komponiert worden ist, darunter vor allem Musik für den Salon und den häuslichen Gebrauch.
Doch wie die Instrumente in ihrer Art der Klangerzeugung kontrastieren, so hebt sich mein Trio Circulations in seinem ökonomisch Konstruktiven und seiner gleichberechtigten Behandlung der drei Instrumente von solch historischer "Flucht ins Idyll" ab und scheint mir darüberhinaus eine Versuchsanordnung dafür zu sein, inwiefern ein abstrakter Formgedanke in ein klingend Lebendiges überführt werden kann.
Circulations besteht aus vier Zyklen, die allesamt nach dem gleichen Prinzip, sich konsequent entfaltend, geformt sind: jedem der drei Instrumente ist ein charakteristischer Zweitakter eigen, der zunächst solistisch, dann in den verschiedenen Duokombinationen bis hin zur vollen Triobesetzung variierend vorgeführt wird. In der Mitte des jeweiligen Zyklus’ angekommen, schlagen die Verhältnisse dann um, indem die Instrumente ihr Material austauschen und das Vorige in nun gespiegelter Form erklingt.
Dadurch, daß der letzte Zyklus nach den sich verkürzenden Zeiteinheiten der drei vorangegangenen wieder verlängert erscheint, gleichzeitig aus äußerst reduzierten Gesten besteht und ferner aus der Verschiedenheit des geblasenen, gestrichenen und gezupften Klanges in die Gleichartigkeit gesungener Töne mündet, ergibt sich nun ein Eindruck des Endigens – bei einer Formidee, die ja eigentlich ins Endlose zielt.