Selbst die Uraufführung von Lamento (2002) für Violoncello, die Alois Bröder zum Darmstädter Aschermittwoch beisteuerte, hatte Schönes und Sanftes mit einer allgegenwärtigen viertönigen Klangseufzerbrücke zu bieten. Das von Christoph von Erffa in allen flageolettrischen Obertönen zum Leuchten gebrachte Trauer-Jingle war ein Zitat, das so in den Harmonie-Genen steckt, daß man gar nicht mehr weiß, woher man es genau kennt.

Bernhard Uske
(in: Frankfurter Rundschau, 7.3.2003)

Musik mit Historie: Durch moderat erweiterte Streichtechniken vielfarbig gestaltete Annäherung an ein besonders wirkungsvolles Genre der Musikgeschichte: Variationen über einen Lamentobaß – zur Gestaltung einer expressiv gezügelten, quasi rituell besänftigten Trauermusik. Zunächst insuläres, zaghaftes Ertasten des zentralen Tonvorrats, dann frei schwingendes Spiel mit dem obstinat diatonisch abwärts durchschrittenen Quartraum, dessen vier Töne stets umgefärbt und dann durch triolisches Melos oder diverse Pizzicati umspielt werden. Als Schlußpointe: Gesang. Traditionelle Notation. Ausnahme: Glissando ins Bodenlose durch Herabstimmen der tiefsten Saite. In ihrer Wirkung überaus ökonomisch gestaltete Musik.

Michael Zwenzner
(in: neue musikzeitung, November 2018)