Manches Stück hätte man gern länger verfolgt, andere ziehen sich quälend in die Länge, und wer auf die nachfolgenden Kostproben hofft und nicht gleich abschalten will, muß tatenlos zuhören. Um es vorweg zu sagen: Die Geduld wird belohnt. Alois Bröders Klangcollage Im Irrenhaus gewinnt dem zugrundeliegenden Text von Heinar Kipphardt eine beeindruckende Dynamik ab, indem sie das Sprachmaterial zerstückelt und musikalisch rekombiniert. Vor diesen gelungenen Abschluß hat die Regie jedoch eine lange Durststrecke gesetzt.
Frank Kaspar
(in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.7.1999)
Die Sprache ist das bestimmende Moment im Werk Im Irrenhaus des anwesenden Komponisten Alois Bröder. In ständiger Unruhe vermischen sich Stimmen, die alle Wörter zitieren, mit denen man Menschen belegt, die wegen ihres Irreseins von der Gesellschaft ausgeschlossen sind. Immer wieder von Brandungsgeräuschen unterbrochen, bricht sich hier, auch mit Kinderstimmen und im stockenden Buchstabieren, Verzweiflung und Widerstand angesichts der Ausweglosigkeit in einer Irrenanstalt Bahn.
Richard Hörnicke
(in: Wiesbadener Kurier, 8.2.2006)
Gesellschaftskritisch zeigte sich auch Alois Bröder in seiner Komposition Im Irrenhaus: Er läßt etwa 50 Erwachsenen- und Kinderstimmen eine Liste von Assoziationen mit dem Wort "Irrenhaus" aus dem Roman "März" von Heinar Kipphardt heruntersagen. Mittels elektronischer Verfremdungen läßt er die Stimmen plappern, hilflos buchstabieren, stottern, wie irritiert mitten im Wort abbrechen und sagt mit den Worten von Heinar Kipphardt: "Die meisten Leute haben eine unbewußte Furcht, dem Druck ihrer eigenen Zwänge eines Tages vielleicht nicht mehr gewachsen zu sein."
Elisabeth Risch
(in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9.2.2006)
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