Seit langem schon fasziniert mich der Gedanke, mit einem Minimum musikalischen Materials eine Vielzahl verschiedener Ausdrucksmöglichkeiten zu erreichen.
In La Flûte gibt es hierzu vier sehr unterschiedliche musikalische Charaktere (suchend, schwerfällig, tänzerisch, gesanglich, alle bevorzugt in tiefer Lage), die sich im Laufe des etwa achtminütigen Stückes in Abhängigkeit von Instrumentation (vier Instrumente!), Tempo (immer schneller!), Lautstärke (immer lauter!) und Syntax (immer verkürzter!) wandeln und damit verwandeln.
Die eingestreuten Berlioz-Texte dienen zum einen natürlich dazu, die häufigen Instrumentenwechsel mit Leben zu erfüllen, schaffen gleichzeitig aber auch ein laut-sprachliches Kontinuum, das die Wahrnehmung der vier Charaktere zusätzlich umformt. Darüberhinaus treten Musik und Text auch auf inhaltlicher Ebene in Dialog, handeln doch die Berliozschen Äußerungen, veröffentlich 1844 in seiner "Traité d’instrumentation et d’orchestration modernes", vom Wesen des Instrumentes "Flöte".
Die Ruhelosigkeit der zahlreichen Instrumentenwechsel mündet schließlich, auf den Text nun unmittelbar Bezug nehmend, in ein musikalisches Zitat, dem ein ruhiges, durchaus überraschendes und obendrein unhörbares Ende folgt.

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