Inwiefern ist realistisches Material innerhalb einer Komposition verwendbar? Kann und darf der Schrecken und das Infame der Wirklichkeit (des Komischen nicht entbehrend), durch technische Reproduktion unmittelbar hörbar gemacht, ästhetisiert werden? Handelt es sich dann nicht lediglich um einen quasi therapeutischen Bewältigungsakt? Muß ich als Komponist, dem solcher Sprachstoff persönlich zufiel, auf diesen verzichten oder ihn radikal verfremden? Und muß ein solches Stück, notwendigerweise sich auf schmalstem Grat bewegend, nicht von vornherein mißlingen?
Basierend auf dem originalen Mitschnitt von neun anonymen Drohanrufen, setzt sich Der geweckte Tiger solcherart Fragen rückhaltlos aus und versucht, vom perfid Speziellen ins naturhaft Allgemeine übergehend, einen Schlüssel zu finden.